Aktionsmonat Juni: Interview mit Mia
Mia ist eine trans Frau und lebt in Zürich. Katharina hat Mia 2020, frisch nach ihrem Outing, durch Lisa kennengelernt. Ihre offene und sympathische Art begeisterte mich sofort. So schön, hat sie zu dem Interview zugesagt.
Wann war dir klar, dass du dich im falschen Körper fühlst?
Im Nachhinein betrachtet, gab es schon seit meiner Kindheit viele Momente die ich aus heutiger Sicht als erste Anzeichen betrachte. Beispielsweise gab es die Situation als ich 4 Jahre alt war: Meine Mutter putzte das Haus und ich durfte ausnahmsweise vor den Fernseher. Ich sah mir den Film «Die Schöne und das Biest» an. In der Szene, als die Dorfleute das Schloss stürmen, rennt einer der Bauern auf einen Schrank zu, dieser schliesst ihn in sich ein und spuckt ihn in Frauenkleidern und geschminkt wieder aus. Bei mir löste dies ein Aha-Moment aus, ich war wie elektrisiert. Kurz darauf versteckte ich mich im Kleiderschrank meiner Schwester und hoffte, in einer anderen Form wieder herauszukommen, ohne wirklich zu verstehen wieso und warum. Ich wusste aber schon in diesem Moment, dass es mir um mehr als nur Kleidung ging.
Es gab immer wieder solche Momente. Nachdem ich das erste Mal jemandem erzählte, wie ich mich fühle, wie verwirrt ich schon praktisch mein ganzes Leben lang war über meine Geschlechtsidentität, beschloss ich mir Hilfe zu suchen. Es folgte ein Beratungsgespräch beim Check Point in Bern, kurz darauf hatte ich einen Nervenzusammenbruch, bei dem mir klar wurde, dass es kein Zurück mehr gibt, dass ich nicht so weitermachen kann wie bisher.
Mir wurde bewusst, dass ein intensiver Prozess vor mir liegt, aber mir war auch klar, dass ich diesen Weg gehen möchte, um endlich glücklich zu sein.
Wie hat dein Umfeld darauf reagiert?
Am Anfang war ich sehr unsicher, wie mein Umfeld reagieren wird. Ich hatte Angst vor Ablehnung und schlimmstenfalls sogar Spott. Meine Angst hat sich zu meiner Erleichterung nicht bestätigt. Die Reaktion meines Umfelds war offen und herzlich, was mich sehr berührt und bestärkt hat.
Welche Anlaufstellen/ Beratungsstellen kennst du?
LGTBQ-Beratung von MyCheckpoint
Was sind deine Berührungspunkte mit der LGBTQ-Szene?
Ab und zu gehe ich gerne in eine LGBTQ Szene-Bar, weil ich da einfach ich selbst sein kann, ohne mir gross Gedanken über mögliche Reaktionen machen zu müssen. Ansonsten habe ich nicht mehr gross Berührungspunkte mit der Szene an sich.
Aus welchem Grund hast du wenig Verbindung zur LGBTQ-Szene?
Die LGBTQ-Szene ist in meinen Augen eine Subkultur. Für mich kam da die Frage auf, ob ich, weil ich eine trans Frau bin, nun Teil dieser Subkultur sein muss und bin zu dem Schluss gekommen, dass gar nichts muss und alles darf. Deshalb bin ich nicht aktiv in der LGBTQ-Szene Unterwegs.
Gibt es etwas, was du der Welt mitteilen möchtest?
Du bist ok, so wie du bist!
Dieses Interview wurde von Katharina Stettler geführt.